aka I love you Loki, but you're awful
Ich habe ja in einem
vorherigen Post darüber referiert, dass ich die "Guten" immer mehr mag als deren Gegenstücke. Jetzt berichte ich euch, warum ich Loki jedes mal, wenn ich
Thor 1 sehe, weniger mag (das geht übrigens meiner besten Freundin ähnlich).
Okay, los geht's:
Das erste, was Loki im Film wirklich tut, ist, die Krönungszeremonie seines Bruders aus Jux und Dollerei zu ruinieren. Seines Bruders, der ihn wirklich liebt nur mal nebenbei erwähnt. Dabei opfert er zwei unschuldige Wachen (er muss gewusst haben, dass die Jotun sie töten würden) ohne groß drüber nachzudenken. Und warum das Ganze? Weil er eifersüchtig ist und es Thor nicht gönnt König zu werden.
Als nächstes bringt er Thor dazu, einen jahrhundertealten Frieden zu brechen, in dem sie auf Jotunheim einfallen. Natürlich hat Thor da mindestens genauso viel Schuld dran, aber das ist wichtig und dient als Ausgangspunkt seiner Charakterentwicklung, denn im Verlauf sieht er ein, wie falsch er am Anfang lag. Trotzdem ist Loki der Anstifter und kümmert sich mal wieder überhaupt nicht um die möglichen Opfer, welche hierbei auch seinen Bruder und dessen Freunde beinhalten könnten. Was glaubt er eigentlich damit zu erreichen? Dass Odin zu Sinnen kommt und ihn an Thors Statt zum König ernennt?
Das Grauenvollste, Grausamste, was den ganzen Film passiert, ist, als Loki Thor besucht, nachdem dieser Mjölnir nicht heben konnte. Loki lässt Thor glauben, dass wegen ihm nicht nur ein Krieg ausgebrochen ist, sondern auch sein Vater gestorben ist, dass seine Mutter ihn nicht wieder sehen will und er von nun an auf der Erde in Verbannung als Sterblicher leben muss. Und was sagt Thor darauf? "Nein, es tut mir Leid. Danke, dass du hier warst." Thor ist nicht sauer, er regt sich nicht auf und schreit nicht rum. So tief geht bei ihm in diesem Moment die Trauer. The Fuck, Loki? Wie kann man nur so herzlos sein. (Finden auch Leute auf
tumblr.)
Loki schickt den Destroyer, als er realisiert, dass Thors Freunde drauf und dran sind ihn zu holen. Dass ihn Menschenleben nicht interessieren, kann man als gegeben voraussetzten, aber auch wenn nicht, wird Loki das in Avengers deutlich bestätigen. Die Intention dabei ist sowohl seinen Bruder (der ihn liebt! nur noch mal als Erinnerung) als auch Sif, Volstagg, Hogun und Fandral zu töten. Am Ende steht Thor dem Destroyer gegenüber und sagt "Was immer ich auch getan habe, um dich zu verärgern, es tut mir Leid. Aber diese Leute sind unschuldig." Thor hat wirklich nichts getan, was Lokis Verhalten rechtfertigen würde und dennoch entschuldigt er sich. Was tut Loki darauf? Er lässt den Destroyer Thor wegschleudern. Und kommt mir jetzt nicht mit 'er wusste, dass Thor das nicht tötet'. Loki musste damit rechnen, dass das die menschliche Hülle nicht überleben würde. Wow.
Kommen wir mal zu Lokis Plan, der es beinhaltet weitere Wachen zu opfern und dann die Jotun, mit denen er sich verbündet hat, zu töten, bevor sie seinen Vater töten. Damit ihn alle lieben? Damit alle einverstanden sind, dass er jetzt König ist? Ach ja, und er hat vor die Jotun als Volk komplett auszulöschen, um Odin zu beweisen wie würdig er ist? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn. Odin hat doch Thor verbannt eben wegen seiner aggressiven Haltung den Jotun gegenüber, Loki ist nicht dämlich, er müsste wissen, dass die totale Vernichtung einer Spezies nicht etwas ist, was Odin gefallen würde (mal abgesehen davon, dass die totale Vernichtung einer Spezies vollkommen inakzeptabel ist - und das ist ein Punkt, über den nie geredet wird, dass Loki ohne Weiteres ein gesamtes Volk vernichtet hätte).
Kommen wir mal zu den Entschuldigungen, die allgemein angebracht werden, um Lokis Handeln zu rechtfertigen. 'Alle waren immer mies zu ihm' - Welche Belege gibt es dazu? Etwas, was Loki selbst sagt, während er sich rechtfertigt? Da kann man doch wohl damit rechen, dass das zumindest etwas übertrieben ist. Dass Loki sich nicht recht in die martialische asgardische Gesellschaft einfügen kann, hat ihn wahrscheinlich zum Außenseiter gemacht. Ich stimme zu, Odin hat sich im Verlauf des Films durchaus wie ein Arschloch verhalten, und er hat wohl auch Thor eher für den Thron vorgesehen, aber es gibt keine Beweise, dass er Loki ganz fürchterlich behandelt hat. Und außerdem wirkt es so, als hätte Frigga im Gegenzug mehr Zeit mit Loki verbracht als mit Thor, was als Ausgleich hätte dienen können. (Auch: habt ihr mal gesehen, wie grausam Denethor zu Faramir ist? Auch Faramir fühlt sich etwas fehl am Platz in seiner Gesellschaft, aber das führt bei ihm nicht dazu, dass er einen unglaublichen Hass auf seinen Bruder entwickelt... geez) 'Loki will doch nur Anerkennung' Ja, er wollte Anerkennung von Odin. Aber er wollte auch herrschen. Und Thor aus dem Weg haben.
Was ich sagen will ist, dass all diese Sachen, insofern sie stimmen als Erklärungen für sein Verhalten dienen können, aber keinesfalls als Entschuldigungen. Und für die Sachen, die er Thor antut, gibt es soweiso keine Entschuldigungen, da Thor immer wieder versucht (selbst inmitten eines Krieges, den Loki angezettelt hat) Loki zurück zu holen.
Fazit ist, dass Loki ein Villain ist und kein armes kleines Baby, das missverstanden und bemitleidenswert ist.
Warum er trotzdem so geliebt wird, liegt wohl zum einen an Tom Hiddlestons fantastischer Schauspielleistung (und daran, dass er ziemlich klassisch gut aussieht, denn wir sind immer eher dazu bereit gut aussehende Personen positiv zu sehen) und zum anderen daran, dass es nicht schwierig ist, sich mit Loki zu identifizieren. Denn, dass man sich ausgeschlossen und verraten fühlt, dass man nicht angenommen wird und jemand anderes bevorzugt, kennen viele aus eigener Erfahrung. Außerdem bleibt auch die Faszination mit den Antagonisten als Träger einer alternativen Geschichte, abseits der Dominanten, was sie oftmals interessanter macht (nicht für mich, wie ich ja schon dargelegt habe, aber trotzdem kann ich das nachvollziehen).
Satori is way too passionate about fictional stories