Meine Lieblingsbuchreihe Wächter von Sergei Lukianenko teilt die magische Welt der "Anderen" (ich konnte Seiten darüber schreiben wie das funktioniert, aber das ist hier nicht der Punkt) in Lichte und Dunkle (und die Inquisition genau genommen, aber das würde zu weit führen). Zunächst scheint es ganz klar eine Aufteilung zwischen Guten und Bösen zu sein mit zum Beispiel Vampiren und Werwölfen als Dunkle. Im Laufe der Bücher wird jedoch klar, dass es sich keinesfalls um Gut und Böse handelt, sondern vielmehr um eine generelle Tendenz zu Altruismus (Lichte) und Egoismus (Dunkle). So ergibt es auch Sinn Vampire und Werwölfe bei den Egoisten einzuordnen, da sie auf Kosten anderer Menschen leben.
Diese Einleitung führt mich zum Wesentlichen: Altruismus ist im Grundsatz nicht mit Gutherzigkeit (die passendste Übersetzung von goodness, die ich gefunden habe) gleichzusetzen.
Altruismus bedeutet Selbstlosigkeit und Uneigennützigkeit. Das ist durchaus eine Eigenschaft, die man "guten" Menschen zuordnet. Sie ist aber nicht selber zwingend gut. So wie Egoisten durchaus aus eigennützigen Motiven viel Gutes zustande bringen können (weil man zum Beispiel Ruhm und Anerkennung möchte oder viel einfacher selbst von dem Guten profitiert), so können auch die reinsten Altruisten sehr viel Schlechtes tun. Lukianenko selbst gibt dafür in seinen Büchern einige Beispiele, in denen sich Lichte so gar nicht gut verhalten und viel Chaos und Unglück verbreiten und in der Divergent Welt wird auch klar, dass die Abnegation ("die Selbstlosen") nicht alle gute Menschen sind, dass unter ihnen, auch wenn sie noch so selbstlos sind, schlechte Menschen leben. Auch Film Antagonisten, die zerstörerische und tödliche Pläne verfolgen, sind nicht immer Egoisten. Ozymandias aus Watchmen zum Beispiel hat definitiv altruistische Motive wegen denen er einige Städte in die Luft jagt. Er tut das nicht für sich, er selbst hat davon gar nichts, er tut es um dem Planeten als Ganzes zu helfen. Das ist höchst altruistisch, aber auf gar keinen Fall gut. Ein ähnliches Ziel verfolgt Abraham Quest aus (ich hab den Namen grad vergessen) und sogar Valentine aus Kingsman zeigt einen Teil davon (wenn auch nicht so rein). Ökoterroristen sind ein weiteres Beispiel (in ihrer Grundform natürlich, ich kann nicht für jeden einzelnen sprechen). So wäre Poison Ivy aus DC definitiv eine Lichte.
Alles in allem ist Selbstlosigkeit also eine Eigenschaft, die sich bei vielen "Guten" findet und die sie charakterisiert, aber Selbstlosigkeit allein macht noch keinen gut sowie Egoismus niemanden böse macht.
Das wars erstmal mit meiner Abhandlung. Ich finde diese Diskussion einfach so interessant und spannend und das ist auch einer der Gründe, warum ich Wächter so sehr mag.
Satori is looking forward to continue watching a show today
P.S. "Gut" und "Böse" sind sowieso zwei schrecklich undefinierte Kriterien, die ich eigentlich ablehne, die aber für die Besprechung besonders von fiktionalen Charakteren und Gegebenheiten nützlich sind. Vielleicht schreibe ich auch darüber noch mal eine kleine Abhandlung.
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